Hamburg, August 2016.
Fabian, die beiden schon erschienenen ‚Riesenkriege‘-Bücher haben einen enormen Umfang und erlauben Zugang zu einer fantastischen neuen Welt. Wie schafft man es so lange dabei zu bleiben und diese Welten zu erschaffen?
Da kommen einige Dinge zusammen. Vielleicht am wichtigsten ist die Disziplin, das Schreiben bis zum Ende des Buchs durchzuhalten. Viele Menschen haben gute Ideen, doch allein damit werden keine ganzen Bücher geschrieben. Jeder Schriftsteller kennt Phasen der Inspiration und Phasen, wo das Schreiben einfach harte Arbeit ist. Natürlich gehört auch ein gewisses Talent dazu, Fantasie, Empathie und letztlich vor allem Spaß am Schreiben, denn allein aus finanziellen Gründen Schriftsteller zu werden macht wenig Sinn.
Du sprichst es an. Man hört häufig von immer mehr Menschen, die zu schreiben anfangen, von Verlagen, die in Manuskripten ertrinken. Wie schafft man es aus der Masse hervorzustechen?
Das ist sehr schwer, vor allem als unbekannter Autor, der auch ich immer noch bin. Monatlich erscheinen tausende neue Bücher, da kann niemand den Überblick behalten. Gleichzeitig haben viele Verlage ihre Cashcows, mit denen sie einen Großteil des Umsatzes machen. Zum Glück haben Self-Publishing-Plattformen in den letzten Jahren für eine gewisse Demokratisierung auf dem Markt gesorgt. Auch wenn Amazon und andere natürlich keineswegs aus altruistischen Gründen handeln, können junge Autoren, die bei Verlagen keine Chance haben, diesen Plattformen nur dankbar sein. So ist es mir immerhin möglich, meine Bücher den Lesern zur Verfügung zu stellen und mich ihrem Urteil zu stellen. Vor zwanzig Jahren wäre das noch undenkbar.
Dennoch gibt es häufig den Vorwurf, Amazon beute die unbekannten Autoren aus, um seinen Kindle-Reader besser zu vermarkten.
Die Buchbranche basiert wie so viele andere auf Konkurrenz. Nur die Besten werden sich letztlich durchsetzen. Vor Amazon etc. war es Aufgabe der Verlage zu entscheiden, wer die Besten sind. Jetzt wandert diese Entscheidung zunehmend zu den Lesern. Natürlich gefällt das nicht allen. Ich kann nur das bestmögliche Buch schreiben und auf das Wohlwollen der Leser hoffen.
Zurück zu den ‚Riesenkriegen‘. Woher bekommst du die Ideen für die vielfältigen Inhalte in der Welt?
Ein bekannter Schriftsteller hat einmal gesagt, er habe aus jedem Buch, das er einmal gelesen hat, einen kleinen Teil mitgenommen. So ist es auch bei mir. Die Ideen kommen häufig ohne dass ich lange suchen muss, meist während des Schreibens. Natürlich hilft es, viele Filme und Bücher zu kennen, dazu Fernsehserien wie ‚Game of Thrones‘, aber auch Videospiele wie ‚Dragon Age‘ oder ‚Skyrim‘ haben dadurch, dass der Spieler sich direkt in den Welten bewegt, einen wichtigen Einfluss. Überdies bin ich ein großer Geschichtsfan, nicht erst seit ich es studiere. Kreeloond etwa hat viele Parallelen zu Holland im 17. Jahrhundert und ohne die Jack-Aubrey-Romane von Patrick O’Brian hätte ich die Schiffe und Seeschlachten längst nicht so detailliert beschreiben können.
Ungewöhnlich für dein Buch ist die multiperspektive Schreibweise. Wie kamst du dazu?
Bei vielen Büchern, die ich gelesen habe, hat es mich gestört, die Welt nur aus einem Blickwinkel zu betrachten. Das fand ich häufig zu einseitig. Mit der multiperspektiven Schreibweise konnte ich die Welt aus mehreren Richtungen betrachten, allein in der Hauptstadt Trasirag: Ein Adliger, sein ausgestoßener Bruder, ein Bediensteter aus der hintersten Provinz. Natürlich nehmen sie ihr Leben und ihre Umgebung jeweils anders wahr. Nur auf diese Art kann der Leser ein umfassendes Bild der Ereignisse gewinnen.
Der Nachteil ist aber, dass manchen Lesern die Identifikationsfiguren fehlen.
Natürlich, und das war mir durchaus bewusst. Kein Buch kann es allen Recht machen, es müssen immer gewisse Kompromisse eingegangen werden. Ich habe mich für diesen Weg entschieden und es seitdem nicht bereut. Außerdem denke ich, dass Batumir und Kublia durchaus im Zentrum der Geschichte stehen und, wie man beim Film sagen würde, mehr „screen time“ haben.
Wie bereits erwähnt sind die bisherigen zwei Bände sehr dick. Wie lange brauchst du, um ein Buch zu schreiben?
Für die beiden Bücher habe ich jeweils etwa ein Jahr gebraucht. Das war dann aber nur das reine Schreiben, hinterher kam noch das Korrekturlesen, das Aufbereiten für die Veröffentlichung und diverse weitere Dinge. Bevor ich zu schreiben anfing, habe ich mir gar keine Vorstellung davon gemacht, was noch alles zu tun ist, wenn das Buch fertig ist.
Schreibst du nur an den ‚Riesenkriege‘-Büchern oder auch andere Dinge?
Auf jeden Fall auch andere Dinge. Nachdem ich den zweiten Teil beendet hatte, hatte ich erstmal reichlich genug von der Welt und habe ein anderes Buch geschrieben. Zwar auch ein Fantasy-Roman, aber deutlich anders, Historic-Fantasy. Ich hoffe, ihn in den nächsten Monaten zu veröffentlichen. Zurzeit schreibe ich gerade am letzten Band der Trilogie, aber ich habe schon mehrere Ideen für weitere Bücher. Zwei historische Romane, vielleicht einen Krimi, vielleicht einen weiteren Fantasy-Roman. Einen Mangel an neuen Ideen habe ich gewiss nicht.
Noch eine letzte Frage zu den ‚Riesenkriegen‘. Nach Ende des zweiten Bandes ist es nur schwer vorstellbar, wie all die Probleme in der Welt in nur einem Band gekittet werden sollen. Ist der dritte Teil also wirklich der letzte?
Es wird einen gewissen Abschluss geben. Natürlich wird die Welt nicht wieder dieselbe sein wie zuvor, aber das war es bei ‚Herr der Ringe‘ auch nicht und trotzdem hatte es einen sehr schönen Schluss. Wie genau er aussehen wird, werden die nächsten Wochen zeigen. Ich bin sehr zuversichtlich, das Buch im Laufe des nächsten Jahres zu veröffentlichen.